Der Mönch

Gedanken von Pater Franzi

Text: Pater Franzi

Pater Franzi in seinem Zimmer im Benediktinerkloster Kremsmünster

Gastmeister

In meiner Jugendzeit habe ich den Glauben, der in meiner Familie eher traditionell, und damit nicht wirklich intensiv, gelebt wurde, näher kennengelernt und dabei erkannt, dass ich so, wie ich bin, wertvoll bin. Diese Erfahrung ist mir in meinem Leben als Mönch, aber auch in meinem Tun sehr wichtig: als Lehrer für Religion am Stiftsgymnasium und als Seelsorger. Als Gastmeister kümmere ich mich im Kloster um die Besucherinnen und Besucher, die in unseren zehn Gästezimmern nächtigen, darüber hinaus halte ich Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen. Ich möchte den Menschen vermitteln, dass sie so, wie sie sind, liebenswert sind.

„Wer bin ich?"

Benediktiner geworden bin ich, weil mir „Heimat“ sehr wichtig ist. Als Benediktiner haben wir in einem konkreten Kloster unsere Heimat, und auch bei Gott erfahre ich so etwas wie Geborgenheit und Angenommensein. Ich wollte immer wissen, wer ich bin und wohin ich gehöre, ein Stück weit habe ich nun die Antwort erhalten. Letztlich ist es aber gar nicht so einfach, die Gründe zu benennen, ich habe es halt einfach gespürt, dass das mein Weg ist, und wie ein alter Mitbruder einmal gesagt hat – manchmal beweint, aber nie bereut.

Wenn ich kein Mönch geworden wäre, würde ich drei Monate im Jahr auf Kuba verbringen, oder ich wäre Schlagersänger auf einem Kreuzfahrtschiff geworden, aber nachdem meine Sangeskünste eher rudimentär sind, hätte ich wahrscheinlich eher als Religionslehrer oder hauptberuflich bei der Rettung angeheuert. Die Gastronomie würde mich auch reizen!

„Mit Gott leben"

Am Klosterleben mag ich die Grundausrichtung auf Gott hin, also dass ich mit Gott lebe und Zeit habe für Gebet und Meditation und entgegen der gängigen Meinung sehr frei bin, was meine Arbeit betrifft. Ich könnte mir nicht vorstellen, Montag bis Freitag von 8–16 Uhr immer am selben Schreibtisch zu arbeiten, sondern schätze die verschiedenen Bereiche meiner Aufgaben und schon auch die Gemeinschaft, die zwar im Konkreten dann oft nicht so ist, wie man sich das erwarten würde, aber doch auch trägt. Außerdem mag ich unser Kloster von seiner Architektur und Ausstrahlung her.

Was mir nicht so taugt, aber das wäre in jedem Beruf so, ist das frühe Aufstehen und dass ich mich oft in Gesprächen automatisch für Vorfälle in der Kirche, wie Missbrauch oder Dinge, die ich nicht ändern kann, Zulassungsbedingungen zum Priesteramt, rechtfertigen muss. 

Mystischer Raum

Mein Lieblingsort im Kloster ist mein Zimmer und dort mein Bett, sonst mag ich auch das Kapitelzimmer, diesen mystischen Raum, in dem wir beten. Und die Schule, an der ich unterrichte. Meinen Habit machte ein Schneider in Viechtwang. Die Messkleider habe ich zum Teil in Steinerkirchen von Schwestern fertigen lassen beziehungsweise auch manche günstig in Rom bei Barbiconi bestellt. Meine Priesterhemden, die ich mir unlängst gekauft habe, sind ebenfalls aus Rom. Wenn ich so in meinen Kleiderkasten blicke, merke ich, dass mein Gewand früher sehr viel bunter war und ich mittlerweile relativ wenig zum Anziehen besitze, aber das passt so für mich.

Pater Franzi lebt und arbeitet im Benediktinerstift Kremsmünster. Er wurde 1980 geboren und trat 2006 mit 26 Jahren in den Orden ein, außerdem arbeitet er als Religionslehrer am stiftseigenen Gymnasium. 

Die Ordensschwester

Text: David Meran

Die dicken Wände des Klosters Kirchberg in Niederösterreich stammen aus vergangenen Jahrhunderten, doch nicht die Schwestern, die darin leben. Wir fragten eine, die es wissen muss: Ordensschwester und Psychotherapeutin Teresa Hieslmayr gibt unorthodoxe Antworten auf komplizierte Fragen. Was theologischer Umweltschutz bedeutet, wie Gott während der Corona-Krise helfen kann, und warum billiges Schweinefleisch Sünde ist. 

Der Aberglaubenforscher

Text: Lara Ritter

Spukende Zufallsgeneratoren, hellseherische Hunde und fliegende Ufos: Der Wiener Sozialpsychologe Andreas Hergovich beschäftigt sich in seiner Forschung mit paranormalen Phänomenen aller Art. Wir sprechen darüber, wieso Wunder vielleicht doch existieren. 

Augenpaar Mariazell, Zinnguss, Mariazell, 2000 erworben, Sammlung Mader

Der Herzchirurg

Text: Lena Stefflitsch

Der Puls steigt. Das Herz pocht. Die Hände schwitzen. Der Atem wird schneller. So fühlt sich Verliebtsein an – oder eine Tachykardie, sprich Herzrasen. Das schönste aller Organe kann lieben, schmerzen, brechen und aufhören zu schlagen. Es steht für unsere tiefsten Wünsche und gilt in vielen Kulturen als Sitz der Seele. Einen Blick in unser Innerstes erhalten nur diejenigen, die wir in unser Herz schließen – oder Herzchirurgen. Wahrscheinlich sieht Johannes Gökler, Assistenzarzt am Herzchirurgischen Zentrum des AKH Wien, das Organ, das uns alle am Leben hält, deswegen weitaus pragmatischer. In einem Gespräch erzählt das frühere Armani-Model, wie schnell eine Herztransplantation vonstattengehen muss, was mit „kaputten Herzen“ geschieht und ob ein neues Herz aus einem Menschen einen anderen macht.