Die Provokante

Mafia & Matratzen

Blanke Hintern und ganz viel nackte Haut. Die 25-jährige Fotografin Maša Stanić gibt mit ihren unzensierten Momentaufnahmen Einblicke in die Jugendszene Wiens und setzt mit ihren Bildern provokante Statements gegen das allgegenwärtige Biedermeier auf Instagram & Co. Sie arbeitet mit aktuellen Stars der heimischen Musikszene wie Mavi Phoenix, Jugo Ürdens und KeKe zusammen. Ihre Fotoarbeiten wurde bereits in Magazinen wie i-D und Vice veröffentlicht. Wir haben sie in ihrem Wiener Studio und Atelier Studio Steroid zum Gespräch getroffen.

„Für manche sind Drogen etwas Befreiendes – für mich ist es die Nacktheit.“

Anja Kundrat: Auf Instagram, wo Dir insgesamt 21.000 Fans folgen, nennst Du Dich „mafiamashi“. Klingt gefährlich!

Maša Stanić: „Mafia“ steht für Respekt, Business und Loyalität – mal abgesehen von der Kriminalität. Ich liebe Mafia-Filme und wurde früher wegen der Narbe an meiner Augenbraue oft „Scarface“ genannt. So hieß damals auch mein Instagram-Account. Im Zuge einer Umbenennung wollte ich dann meinen eigenen Namen mit einbinden und entschied mich für „mafiamashi“.

Tschick, Tattoos und Nacktheit ziehen sich durch Deine Arbeiten. Woher diese Faszination?

Das fragen mich meine Eltern auch immer: „Woher kommt der Drang, immer alle nackt zu fotografieren, Maša?“ Für mich hat der nackte Körper nichts Anzügliches. Es ist einfach ein Körper. Für manche sind Drogen oder eine After Hour etwas Befreiendes – für mich ist es eben die Nacktheit. Ich erinnere mich an einen Abend in Berlin, als ich mit Freundinnen unterwegs war und auf der Straße Matratzen rumlagen. Wir stellten uns sofort die Frage: Wer zieht sich jetzt als Erstes aus? 

Wie bringst Du Leute dazu, Dir ihren nackten Hintern zu zeigen?

Ich frage einfach! Letztens fotografierte ich für Boiler Room, eine Plattform zur Übertragung von DJ-Sets und Livemusik, und suchte nach sechs bis sieben Leuten, die bereit waren, sich nackt fotografieren zu lassen. Also startete ich auf Instagram einen Aufruf. Sofort meldeten sich zwanzig Leute. Auch die österreichische Rapperin KeKe, die sich sehr für Body Positivity einsetzt, fragte ich vor unserem Shooting: „Wie stehst du eigentlich zu Nacktheit?“ Sie hatte Megabock auf so ein Shooting und war total begeistert!

„Als Fotografin lebe ich tausende Leben.“

Deine erste Kamera?

Ich habe als Kind eine Tweety-Kamera von meiner Mutter geschenkt bekommen. Das ist eine eine 35-mm-Point-and-Shoot-Kamera aus der Looney Tunes Edition, die sofort Mini-Bilder auswirft. Ich habe sie geliebt. Mir war es es schon immer wichtig, spannende Momente spontan festhalten zu können. 

Welcher Fotojob ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Ich habe einmal den Arbeitsalltag von verschiedensten Lehrlingen dokumentiert und fand es total spannend, in eine andere Bubble einzutauchen. Unter anderem habe ich damals in einer riesigen Werkstatt der Wiener Linien fotografiert und war erstaunt, dass dort alle wegen der langen Wege mit Fahrrädern hin- und herfahren. Auch wenn dabei nicht meine Lieblingsfotos entstanden sind, war es einer meiner Lieblingsjobs. 

„Digital nervt mich total!“

Warum fotografierst Du ausschließlich analog?

Als Fotografin lebe ich tausende Leben. Die Entscheidung, nur analog zu fotografieren, ist meine Art, mir Grenzen zu setzen, um mich auf das zu fokussieren, was ich wirklich fotografieren möchte. Digital nervt mich total! Dabei entstehen viel zu viele Bilder, die alle gleich aussehen.

Welches Shooting hat Dich besonders gefordert?

Ich war mal im Winter am Semmering und habe mit Freundinnen eine Schneekugel an einer Eisenkette befestigt, mit der jemand ohne Hose posieren sollte. Ein gutes Projekt, aber es war so gestört kalt! 

Warum blitzt Du alles an?

Ich versuche im Moment, mich neu zu erfinden und arbeite zunehmend mit anderen Licht-Settings, habe aber auch oft spannende Motive, die kein besonderes Licht brauchen und mich so faszinieren, wie sie sind. Außerdem setzen die Fotos, die ich mache, oft voraus, dass die Szenerie schnell gut ausgeleuchtet ist.

Arbeitest Du gerade an einem Langzeit-Projekt?

Ich fotografiere immer wieder Roma und Sinti in Belgrad und begleite sie bereits seit zwei Jahren. Das möchte ich noch ein paar Jahre weiter durchziehen, ansonsten ich aber sehr spontan. 

Dein liebster Mafia-Film?

„Scarface“ natürlich! „Good Fellas“ ist auch sehr geil.

Danke für das Gespräch!

Die aus Belgrad stammende und in Wien lebende Fotografin Maša Stanić ist 25 Jahre alt. Ihr Instagram-Account mafiamashi zählt über 21.000 Abonnentinnen. Sie studiert Angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien an der Universität für angewandte Kunst und arbeitet mit Größen der Wiener Musikszene, wie Mavi Phoenix, Jugo Ürdens und KeKe zusammen. Ihre Fotoarbeiten wurden bereits in Magazinen wie i-D und Vice veröffentlicht.

www.instagram.com/mafiamashi
www.mashi.at

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