Die Wallners

Kelly Family reloaded

Ihre erste Single in my mind wurde schon über eine Million Male auf Spotify gestreamt. Die Wallners, zu der die vier Geschwister Anna, Nino, Laurenz und Max gehören, gilt als eine der aufregendsten österreichischen Newcomer-Bands. Fans sind sie übrigens wegen Corona noch nie persönlich begegnet. Über eine steile Karriere auf Distanz!

„Wir streiten nicht über die Musik. Aber sonst schon.“

Lara Ritter: Hallo Laurenz, Nino und Max, Anna kann ja leider heute nicht dabei sein. Ihr macht als Geschwister gemeinsam Musik, was schon bewundernswert ist. Wohnt ihr gar zusammen?

Laurenz, Nino, Max: Ja, im Moment arbeiten und wohnen wir sogar zusammen. Und das im Lockdown! Irgendwann reicht's (lacht)! Dadurch können aber auch spontan Dinge entstehen, das ist gut. Wir sitzen schon viel aufeinander. Mal schauen, wie’s mit unserer Familien-WG nach Corona weitergeht.

Musik machen mit den Geschwistern – wie kann man sich das im Proberaum vorstellen?

L.: Dadurch, dass wir schon seit zehn Jahren gemeinsam musizieren, fühlt sich das Proben sehr natürlich an. Wir reden selten über unsere Musik, wir machen sie einfach. 

N.: Es gab nie den einen Zeitpunkt, an dem wir sagten „Wir gründen jetzt eine Band“. Unser Vater besitzt ein Klaviergeschäft, deswegen lernten wir als Kinder alle Klavier spielen, stiegen dann – bis auf Laurenz – irgendwann auf andere Instrumente um und begannen, zusammen zu musizieren. Es hat uns von Anfang an wahnsinnig Spaß gemacht. Vor fünf Jahren begannen wir, unsere Lieder am Laptop selbst zu produzieren. 

Unter Geschwistern streitet man sich leicht mal. Wie ist das bei Euch?

L.: Wir streiten uns nicht unbedingt über die Musik. Aber sonst schon (lacht).

N.: Das Musikmachen kann bei uns manchmal sehr lange dauern, weil jeder von uns eine andere Meinung hat, aber wir diskutieren dann einfach, das würde ich nicht streiten nennen. In unserem letzten Disput ging es wohl um Corona, oder?

L.: Es ging darum, wer die Lockdown-Regeln einhält und wer nicht. 

„Uns hat noch nie jemand ins Gesicht gesagt: Mir gefällt Eure Musik.“

Ihr habt Eure erste Single „in my mind“ vergangenen Sommer veröffentlicht und wurdet bis jetzt über eine Million Mal gestreamt. Wie ist das, während einer Pandemie als Band durchzustarten?

L.: Total komisch, weil wir dauernd skypen, aber niemanden treffen. Wir sehen nur, dass wir auf Spotify eine Million Klicks haben, uns hat aber noch nie jemand ins Gesicht gesagt „Mir gefällt Eure Musik“. Es ist alles so distanziert. 

Fans seid ihr noch nie begegnet?

M.: Nein! Nur unseren größten Fans, unseren Eltern natürlich, aber das ist logischerweise nicht dasselbe.  

L: Es ist immerhin schön, unseren engen Freunden unsere Musik vorführen zu können. Wir haben lange nur für uns selbst Musik gemacht, erst letztes Jahr haben wir sie mit unserem nahen Umfeld geteilt. Lange Zeit wusste niemand, was wir da eigentlich so genau musikalisch machen. 

Wie kam es dazu, dass ihr vergangenes Jahr Eure Musik aus dem Proberaum an die Öffentlichkeit geholt habt?

N.: Anna und ich schickten ganz spontan Mails an verschiedene Labels, weil wir dachten, jetzt muss mal irgendetwas passieren mit unserer Musik. Als Max und Laurenz am Abend heimkamen, hatten wir bereits eine Antwortmail vom Label „Universal Music“ erhalten, in der stand, dass sie uns unter Vertrag nehmen wollen. Wir waren ur glücklich und haben es nicht glauben können. Keines unserer Lieder ist  übrigens wirklich von der Pandemie beeinflusst. Wir haben ein paar Lieder im Lockdown fertig produziert, der Grundstock für die Lieder war aber schon da – wir waren schon vor Corona in Quarantäne (lacht).

„Wir waren schon vor der Pandemie in Quarantäne.“

Wie entstehen Eure Songs?

L.: Die Lyrics schreibt vor allem Anna, ich gebe oft die Grundstimmung durch die Akkorde vor ...

M.: … und ab da fügt sich alles langsam zusammen. 

Eure Musik in drei Worten?

M.: Ich glaube, wir können sie weder in einem Wort, noch in tausend Worten beschreiben. 

N.: Nostalgisch vielleicht? Das wird uns zumindest oft gesagt. 

L.: Es ist cool, wenn andere Leute unsere Musik beschreiben, aber wir spielen unsere Lieder so oft, dass wir viel zu wenig Distanz dazu haben. Wenn unsere Songs fertig produziert sind, können wir sie schon nicht mehr hören. 

„Je länger die Pandemie dauert, desto schwieriger wird es, Lieder zu schreiben.“

Im Moment habt ihr auf Spotify über 160.000 Hörerinnen im Monat. Warum glaubt ihr, dass Eure Musik so gut ankommt?

L: Wir haben unsere Erfolgsformel noch nicht geknackt.

M: Vielleicht, weil wir unserer Musik viel Zeit gelassen haben, und nie versucht haben, etwas zu erzwingen.

N.: Wenn wir ein Lied fertigstellen, muss es uns allen wirklich gut gefallen. Dann glauben wir daran, dass es andere vielleicht auch mögen könnten. 

Was bewegt Euch, wenn ihr an Euren Liedern arbeitet?

N.: So ziemlich alles. Allein wenn ich einen guten Film anschaue, kann mich der noch Wochen beschäftigen. 

M.: Auch Fotografie, Musik, Natur!

L.: Und Menschen, denen man in der echten Welt und nicht im Internet begegnet.

N.: Das stimmt! Am Anfang hat der Lockdown dem Musikmachen noch gutgetan, weil man sich mehr Zeit dafür genommen hat, aber je länger die Pandemie dauert, desto schwieriger wird es, Lieder zu schreiben, weil man den Anschluss verliert. Das normale Leben fehlt. Wir sind noch kaum live miteinander aufgetreten. Laurenz, Anna und Max haben in unserer Schulband gespielt. Ich war damals zu jung, um dabei zu sein. Zwei-, dreimal im Jahr gab es ein Gartenfest, bei dem wir aufgetreten sind, das waren unsere einzigen Bühnen-Momente.

Wenn Festivals mal wieder stattfinden: Auf welchem würdet ihr unbedingt spielen wollen?

M.: Wir waren – auch privat – noch nie auf einem Festival. Wir sind ziemliche Festivalbanausen.

N.: Wenn, dann waren wir meistens auf klassischen Konzerten. 

M.: Und beim Rolling Stones-Konzert. Wir hören privat viel Klaviermusik, weil unser Vater ständig Klavier spielt. Es ist selten still bei uns. Die Rolling Stones, die Beatles und die Red Hot Chili Peppers haben wir früher rauf und runter gehört. Nur Anna hat immer ganz andere Sachen gemocht.

„Es ist selten still bei uns.“

Wie steht's mit dem internationalen Publikum, tun sich da gerade Dinge auf?

L.: Wir werden immer wieder im französischen Radio gespielt und haben auch Anfragen aus Frankreich erhalten. Es ist cool, dass wir auch in anderen Ländern gehört werden! Auf Spotify wurden unsere Lieder unter anderem auch in Japan gestreamt. 

Was sind Eure Pläne für die Zukunft?

L.: Wir haben viele Songs in der Warteschleife und würden gern wieder eine EP veröffentlichen. 

N.: Es wäre cool, wenn es so weitergeht.

L.: Aber genauso soll es auch nicht bleiben! Wir wollen uns noch weiterentwickeln und Neues in unsere Musik einbringen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Wiener Band Wallners besteht aus den Geschwistern Anna Wallner (25), Laurenz Wallner (25), Max Wallner (23) und Nino Wallner (20). Ihre erste EP Prolog I produzierten sie in Eigenregie von zuhause aus und veröffentlichten sie 2020 beim Label Universal Records. Die Single in my mind wurde auf Spotify bereits über eine Million Mal gestreamt.

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