Dirndl & Zopf

Traditionelle Mode

Dirndl und Zopf – was hat es mit diesen traditionellen Modephänomenen auf sich, und wie sehr hat sich das Tragen von diesen in der Gegenwart verändert? 

„Tracht wird wie eine Verkleidung getragen."

Ein Dirndl ist ein bayerisches und österreichisches Trachtenkleid, das erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde und heute vielfach als typisch alpenländische Tracht angesehen wird, was sie aber nicht ist. Das ist eine Erfindung der städtischen Sommerfrischler. Es wurde von den Nazis und wird bis heute von rechten Gesinnungsgenossinnen hochgehalten, um Heimatverbundenheit zu demonstrieren. 

„Dirndl erinnern, vor allem am Oktoberfest, an geschmacklose Reizwäsche."

Viele tragen es aber auch, weil es praktisch, vorteilhaft und wunderschön ist. In der Tourismusindustrie werden Tracht und Dirndl eher wie Verkleidungen getragen, um Authentizität zu suggerieren. Sie erinnert dann, vor allem in den Promizelten am Oktoberfest, eher an geschmacklose Reizwäsche. Der Begriff „Dirndl“ kommt von „Dirn“. Eine Dirn war im älteren bairisch-österreichischen Sprachgebrauch eine junge Frau, die als Magd beschäftigt war. Ihre Arbeitskleidung nannte man „Dirndlgewand“, dies wurde auf „Dirndl“ abgekürzt.

„Der Rattenschwanz als Frisur erlebte ein Revival."

Richtige Zopffrisuren trugen in den 80er und 90er-Jahren in der österreichisch-bayrischen Provinz höchstens noch die alten Bauersfrauen oder Mädchen und Frauen zur Tracht. Heute herrscht bei den Damen von der brandenburgischen bis norditalienischen Provinz eine gewisse Einheitsfrisur vor, die frappant an die Playmobil-Männchen erinnert. 

„Einheitsfrisur erinnert an Playmobil-Männchen."

Ein Zopfrevival gab es allerdings: Der Rattenschwanz (auch englisch „rattail“), der sogenannte „Provinz-Iro“, ein dünner, meist geflochtener Zopf, der an der Haargrenze wächst und länger als das Haupthaar ist, war insbesondere in den späten 1980er- und den 1990er-Jahren am Land beliebt. Ein Zeichen zarten Aufbegehrens gegen die Standardschnitte des Dorfplatzfriseurs, der mysteriöserweise immer, egal in welchem Ort, Coiffeur-Europameister war. Dieses Zöpfchen wird auch als „Zündschnur“, „Schwänzchen“, „Swinserl“, „Saschazöpfchen“ oder in Bayern auch „Ratzenfrisur“ bezeichnet. 

„Arbeitskleidung nannte man „Dirndlgewand.“
Dieses Shooting ist in der Printausgabe 5/2022 „The Provinz Issue“ erschienen. Sie können das Magazin in unserem SHOP bestellen.
Produktion: Nicole Adler, Fotografin: Vrinda Jelinek, Stylist: Ilija Milicić, Hair Stylist: Nieves Elorduy, Models: Joya A., Helena (beide Stella Models), Vova, Ewelina, Annie (Das Deck), Studio: Roland Unger, Redaktion: Antje Mayer-Salvi