Die Queen of Words

Vom reden zum sprechen

Tatjana Lackner hat vor knapp 25 Jahren die Schule des Sprechens in Wien gegründet. Eine Institution in Österreich. Die fünffache Bestsellerautorin, Kommunikations- und Verhaltens-Profilerin, Trainerin des Jahres 2014, Politiker-Coach und zweifache Mutter ist entwaffnend ehrlich, ziemlich charismatisch und eine überzeugte Selbstvermarkterin. Wir trafen sie zum wohl bisher längsten Gespräch in unserem Magazin. Über das Jojo des Lebens, die Dialektik des Dialekts, und warum man wie "Stocki, der Kartoffelkönig" zwar aussehen kann, aber nicht sprechen sollte.

Lisa Peres: Zu Dir kommt alles, was Rang und Namen hat, um sprechen zu lernen?

Tatjana Lackner: In der Schule des Sprechens trainieren wir Privatpersonen, aber auch Firmenteams, Berufssprecher und Politiker, alle außer vielleicht Nationalratsabgeordnete der FPÖ und des BZÖ.

Würdest Du Norbert Hofer coachen?

Nein. Ich habe einst Jörg Haiders Zukunft-Bündnis-Akademie ebenfalls abgesagt. Als selbständige Unternehmerin ist man ja nicht jedermanns Dienerin. Rhetorik verstehe ich als eine Art Waffe. Gerne entscheide ich deshalb, wem ich sie aushändige. Wenn ich hier im Minimaus-Bereich irgendwie kollateral etwas verhindern kann, dann tue ich das.

"Rhetorik verstehe ich als eine Art Waffe!"

Darf man über alles reden, nur nicht über zehn Minuten?

Das gilt für An-Moderationen, Statements oder für die eigene Meinung – länger als zehn Minuten hört tatsächlich niemand zu. Allerdings: Im Dickicht unserer komplexen Welt kann man nicht alle Inhalte in Kürze erklären. Dann würden wir mit sieben Jahren maturieren. Aber auch im akademischen Kontext gilt: Fasset Euch kurz! Warum? Redezeit ist Lebenszeit! Verprassen wir sie deshalb lieber nicht. Darum: Rede-Diät!

Wann machst Du Deine Rede-Diät?

Nicht im Job! Zuhause bin ich gerne völlig im Off. Zum Leidwesen meines Mannes, der eigentlich viel mehr soziale Kontakte und gesellige Runden bräuchte. Privat bin ich hingegen jemand, der wirklich die Klappe hält. Er ist der Typ, der dann gerne mal mit Freunden grillen ginge. Ich nicht. Hab keine Freunde für den Grill (lacht)! Ich mag auch nicht dauernd mit den Schwiegereltern beim Heurigen sitzen.

Ein Spruch von Dir lautet: „Reden Sie noch oder sprechen Sie schon?“ Was ist der Unterschied zwischen dem Reden und dem Sprechen?

Reden können wir seit unserem ersten Lebensjahr. Sprechen lernen dafür manche nie. Deswegen habe ich auch die „Schule des Sprechens“ gegründet und nicht die „Schule der Rhetorik“ oder des Redens. Sprechen heißt präzise zu wissen, wie Ausnahmeregeln richtig angewandt werden. Sprechen ist kultivierter als Reden. So wie es ein Unterschied ist, ob jemand den Raum irgendwie betritt oder erscheint.

"In unserem Land sollte man besser nicht sprachsensibel sein."

Hast Du Vorbilder?

Viele davon leben in Amerika. Bill Clinton zum Beispiel, er ist bis heute ein brillanter Redner. Ich fand ihn als Politiker ja nur mäßig, obgleich wir ihn heute wohl lieber hätten als Donald Trump oder seine eigene Gattin Hillary. Richard Saul Wurman (Gründer von TedEx, Slogan: „Ideas worth spreading“, Anm. d. Red.), finde ich als Typen auch irgendwie schräg und darum interessant. Einige Vorbilder gibts auch in meinem Lektorenteam: Frank Hoffmann, Melitta Tschapka und vor allem Ingeborg Gianni, die mir täglich vorlebt, wie genial man mit 75 Jahren arbeiten, leben und denken kann. Ich liebe sie dafür!

Warum Wien? Warum ist Deine Schule des Sprechens hier?

Ich hatte nicht immer ein einfaches Verhältnis zu den Wienern und Österreichern, das sage ich Dir ehrlich. Ich bin eben sprachsensibel und gerade das sollte man in unserem Land besser nicht sein. Aber genau deshalb halte ich es nicht für einen Zufall, dass ich hier so erfolgreich bin. Die Schule des Sprechens existiert jetzt seit knapp 25 Jahren. Wir beschäftigen 46 Trainer und mein fünftes Buch kommt gerade heraus. Vielleicht ist auch der sprachliche Komplex in unserem schönen Land größer als in Deutschland oder in der Schweiz. Obgleich mittlerweile die Hälfte unserer Kunden auch aus Deutschland zu uns kommen. Zudem ist Wien einfach wirklich lebenswert. Wenn man die Welt wie eine Kulisse betrachtet, dann kommt man an manchen Orten nicht vorbei. Für mich gehören da Städte dazu, wie Venedig, Los Angeles, Paris, New York, Saint-Paul-de-Vence aber ganz klar auch Wien.

Findest Du, man sollte lieber keinen Dialekt sprechen?

Der Dialekt ist ein Teil unserer Identität und gehört gepflegt, wie der Landstrich aus dem wir kommen, und er ist in unserem Herzen zu Hause. Wir können mit Sprache hörbar Nähe und Distanz herstellen. Wenn jemand sagt: "I bi do in Oberbayern und dort bleib i, weil dort is mei Kundschaft, dort sind meine Kinder, dort sind meine Liebsten“, dann passt das doch. Wenn diese Person aber einen größeren geografischen Raum sprachlich erobern will oder neue Kunden überzeugen möchte, dann wird für das bebaute Gebiet wohl Hochdeutsch empfehlenswert sein.

"Sprechen ist kultivierter als Reden."

Mit ihrem bodenständigen Dialekt versuchen ja viele Politikerinnen zu punkten?

Je höher die Position desto mehr erwarten wir von Personen des öffentlichen Interesses auch zu recht, dass sie ihr Handwerk beherrschen und dazu gehört eben sprechen zu können. Das ist beim Friseur ja auch nicht anders. Wir gehen davon aus, dass er nicht sein erstes Färben auf unserem Kopf übt, sondern wir nehmen an, dass sein Handwerk sitzt. Als Politiker, Anwalt oder Trainer ist man jedenfalls Berufssprecher. Da reicht es nicht einfach zu sagen: „Jo i bin wia i bin“. Nein, jemand, der fürs Reden Geld nimmt, sollte es auch beherrschen.

Du bist ja auch ein kultureller Mix ...

Mein Ur-Grossvater: Libanon
Meine Ur-Grossmutter: Portugal
Der eine Großvater: Bolivien
Meine Großmutter: Baskenland
Der andere Großvater: USA
Meine Großmutter: Deutschland, Schlesien
Meine Tante: Frankreich
Meine Mutter: Deutschland, München
Mein Vater: Bolivien
Ich selbst bin in München geboren und bei der preußischen Großmutter und einem ur-bayrischen Großvater aufgewachsen. Da lernst du schnell, wann du Marille und wann du Aprikose sagst (lacht).

In frühen Jahren bin ich dann nach Österreich gekommen – als bayrisches Kind mit bolivianischem Aussehen – in die Winzerstadt und ehemalige Gaustadt Krems. Bravo! Eine gute Idee! Für die Eltern meiner Mitschüler war ich natürlich das süßeste Kind der Schule. Für meine Klassenkollegen und manche „einheimische Kinder“ eher ein Albtraum. Ein wahres Alien im Monschischi-Look. Dann habe ich aber schnell die ortsüblichen Termini gebüffelt „Eini, zuwa, dauni, umma“. Das sitzt bis heute (lacht).

"Ich halte nichts von Trainern, die sich die Arbeit leicht machen und einen Streichelzoo veranstalten."

Andere sagen über Dich, Du kannst ziemlich hart sein! Aber auch herzlich ...

Oje, wir Klartexter polarisieren immer. Das stimmt. Dazu kommt mein sanfter „Sozial-Autismus“, der nach 66.000 Trainingskunden an unserem Haus nicht weniger werden will (lächelt). Als Coach habe ich jede Stunde – und zwar von Montag bis Freitag – ein anderes Gesicht vor mir. Und ich mag die Menschen, sobald ich mit ihnen trainiere. In jeder Unterrichtsstunde stecken schließlich sowohl meine Energie, rhetorische Präzision, aber vor allem mein Herzblut drinnen. Das spüren meine Kunden. Deshalb kommen sie auch immer wieder. Außerdem stimmt meine Quote, wenn es darum geht Führungskräfte für Hearings vorzubereiten oder Diplom-Sprecher auszubilden. All das geht allerdings nur mit klaren Worten. Ich halte nichts von jenen Trainern auf dem Markt, die sich die Arbeit leicht machen, alle loben und einen Streichelzoo veranstalten.

Und privat?

Im Privaten bin ich streng was Hausübungen, Bildung oder Mehrsprachigkeit angeht. Ich bin aber eine wahrhaft herzliche Affenmutter, die viel Liebe und immer einen Platz an der Sonne garantiert. Meine Kinder profitieren sicher gelegentlich davon, dass ich eben im Coaching noch einem Vorstand den Spiegel vorgehalten und dann zuhause keine Lust mehr auf Affenkampf habe. Es gibt mich demnach auch sanft. Aber ich bin sicher eine fordernde, weil fördernde Mom.

Wer sind Eure Kunden?

Privatpersonen aller Alters - und Berufsgruppen, EU-Kommissäre, Vorstandsvorsitzende, alle, die im Business stehen und natürlich die Profis aus Funk und Fernsehen vom ORF, RTL, SAT, PRO 7 und so weiter. Da sind die ehemaligen Ö3-Moderatorinnen Andrea Radakovits und Daniela Zeller ebenso dabei, wie Musical-Star Lucia Nistler oder Sylvia Saringer von ATV, um nur ein paar zu nennen. Eine interessante Erhebung, die wir mal gemacht haben, zeigte: 83 Prozent derer, die in den Feldern Rhetorik, Sprechtechnik, Sprecherausbildung in Österreich arbeiten, haben einen direkten oder indirekten Bezug zur Schule des Sprechens. Schließlich bilden wir laufend unsere eigene Konkurrenz aus und das gerne.

"Die Erotik der Rhetorik kann dazu führen, dass jemand mehr Geld verdient als ein anderer."

Du warst ja nicht immer selbstständig, kannst Du unter der Fuchtel von jemand anderem überhaupt arbeiten?

Hm, das ist lange her. Ich war stets gut im Marketing und Sales und habe daher verkaufen können. Zudem bin ich ein fleißiger Mensch, der wirklich viel arbeiten kann, aber nicht „unter einem Deppen“. Das ist wohl wahr. Der Tüchtige ist lieber selbstständig.

Wie hast Du Deine Karriere gestartet?

Nach der Matura, habe ich, um Muttern zu beruhigen, erst einmal eine Buchhändlerlehre begonnen, parallel zu meinem klassischen Operngesang. Dafür war ich aber zu undiszipliniert. Ich habe geraucht, wie die Voest. Die Stimme hat es ja ausgehalten. Nach der Geburt meiner Tochter (26) bin ich dann von der singenden zur sprechenden Stimme gewechselt und habe einen Moderatoren-Wettbewerb auf Radio Niederösterreich gewonnen. Bei Ö1 war mein Radiodebüt in der Sendung „Ambiente“. Auch auf Ö3 habe ich meine Sendungen gehabt und konnte im Nachtprogramm gut davon leben. Ich bin durch die Schule von Melitta Tschapka gegangen und habe von ihr gelernt: Nachrichten, Geschichten und dramaturgische Textauflösung. Für das Regionalprogramm habe ich über die Jahre mehr als 300 Beiträge geschrieben und selbst eingesprochen. Promis zu interviewen habe ich geliebt. Beiträge selbst zu schneiden, war super mühsam. Die Zeit beim ORF fand ich insgesamt große Klasse.

Und in der Zwischenzeit hast Du mit 19 Jahren Deine Tochter bekommen ...

Ja, das war die Zeit der vielen Nachtsendungen auf Ö3. Die Kleine war nachts vom Daddy gut betreut war und ich konnte Radio machen. Im Funkhaus gab es damals den Chef des Sprecherbüros, den genialen Arnold Mayer-Lange. Er hat mich sehr gefördert und mich gebeten, Nachwuchssprecher fit zu machen. Irgendwann wurden es immer mehr, und ich wollte das dann nicht mehr gratis machen. Bald war mir deshalb klar: Es gibt ganz offensichtlich Bedarf. 1994 mit erst 24 Jahren und einer vierjährigen Tochter habe ich meine Schule des Sprechens gegründet.

"Nicht hören zu können, wäre furchtbar, aber nicht sehen zu können, unvorstellbar."

Hat Rhetorik heute einen anderen Stellenwert als früher?

Ja. Viele Menschen haben heute Kundenkontakt, die früher nicht akquirieren mussten. Den stillen, vor sich hinarbeitenden IT-Typen gibt es nicht mehr. Hier hat sich im Laufe der Jahre einiges verändert. Früher war ein Winzer ein Winzer und ein Techniker ein Techniker. Heute muss ein Spitzenwinzer internationale Vorträge oder Weinpräsentationen auf Englisch absolvieren, damit er erfolgreich bleibt. Techniker sollten auch Kundengespräche führen können. Spezialisten, die nur ihr Ding machen, kann sich niemand mehr leisten.

Ich darf Tucholsky zitieren: „Ein Podium ist eine unbarmherzige Sache – da steht der Mensch nackter als im Sonnenbad ...“

... und noch nackter ist man im Medienzeitalter vor der Kamera, wo du optisch auf dem Schirm noch dazu um sieben Kilo schwerer wirkst. Dann bist du nicht nur nackt, sondern auch noch fett (lacht).

Stimmt das? Einen Millimeter neben der größten Stärke liegt die größte Schwäche?

Ja, das ist wahr. Beispielsweise kenne ich niemanden, der so akkurat organisiert und so gewissenhaft auf Stunden vorbereitet ist, wie ich. Auf der anderen Seite bin ich zeitlich eine Chaosschwester. Mein Leben ist amplitudenreich: Ich hab in diesem Leben schon einige Menschen abgenommen. Das geht nur mit eiserner Disziplin, andernfalls verliert man keine 36 Kilo. Gleichzeitig nehme ich auch brav wieder zu. Aktuell müssen bis zum Sommer beispielsweise wieder zehn Kilos runter, weil wir jedes Jahr in Griechenland windsurfen. Stell Dir vor, mein Jojo kann Windsurfen und zwar voller Elan (lacht). Dort breche ich mir dann wieder eine Rippe, weil ich so wild bin und freu mich über Gyros im Schatten.

"Wer die Kommunikation beherrscht, beherrscht immer auch die Menschen."

Kommt der, der gut spricht, sympathisch oder eher intelligent rüber?

Menschen wird definitiv mehr zugetraut, wenn sie ihre Sprache hörbar in Ordnung haben. Sie bekommen das bessere Kundensegment oder früher die Chance aufzusteigen. So blöd es auch klingen mag, die Erotik der Rhetorik kann dazu führen, dass jemand mehr Geld verdient als ein anderer. Es ist keine Tugend zu sagen, „Naja, ich bin halt sprachlich nicht so gut“. Ja, dann tu halt was dagegen!

Worauf könntest Du eher verzichten. Auf das Hören oder das Sehen?

Auf das Hören! Wir sind schließlich in der Summe doch visuelle Wesen! Die Sehwelt ist für mich so viel näher am Gehirn geparkt. Ich begreife vieles schneller, wenn ich es sehe. Schau doch, ich skizziere sogar jetzt beim Sprechen immer wieder! (kritzelt auf ihrem Block) Nicht hören zu können, wäre furchtbar, aber nicht sehen zu können, unvorstellbar.

Wie wichtig ist also die äußere Erscheinung beim Sprechen?

Es gibt Menschen, die haben ein „internationales Gesicht“. Würde man von ihnen einen Schnappschuss machen, dann könnte es sich um einen Amerikaner, Belgier, Deutschen oder Schwede handeln. Das ist eben nicht sofort zuordenbar. Und es gibt Menschen, die schauen aus wie „Stocki, der Kartoffelkönig vom Dorf plus oder minus fünf Kilometer“. Wenn jedoch „Stocki, der Kartoffelkönig“ bei einer Präsentation in perfektem Französisch loslegt, dann steigt er sofort im Ansehen. Wohingegen der mit dem internationalen Gesicht verliert, sobald er in mäßigem Englisch holprig seinen Vortrag startet.

Rhetorik ist Macht, in der NS-Zeit missbraucht ...

Nach der Schockstarre durch die NS-Zeit wollte jahrzehntelang keiner mehr von blendenden Rednern hören oder gar selbst ein guter Rhetoriker werden. Schließlich ist man wenige Jahre zuvor noch manchen von denen auf den ideologischen Leim gegangen samt ihren markigen Sprüchen. Heute gibt es daher – vor allem in Österreich – im Bereich der Rhetorik einen großen Aufholbedarf. Die Amerikaner haben da jahrelangen Vorsprung und sind an uns vorbeigezogen, weil sie sich alleine aufgrund der Sprache nicht aufhalten mussten mit Gender-Diskussion oder allzu viel Political Correctness. Klar ist: Wer die Kommunikation beherrscht, beherrscht immer auch die Menschen.

Du bietest in Deiner Schule des Sprechens Kommunikations-Profilings an. Was kann man sich darunter vorstellen?

Da geht es über die normale Mimik und Gestik hinaus. Es werden die Körpersprache, Objektsprache und die Territorialsprache analysiert. Wir beobachten, wie viel Raum sich jemand nimmt, mit welchen Objekten er sich umgibt und was seine Kommunikation über ihn verrät. Social Codes sind dabei ebenso ein Thema, wie Ganganalysen oder die richtige Körperspannung. Schließlich sind Stimme und Bodylanguage entlarvend und geben viel von jemanden preis. Da warten immer wieder große Aha-Effekte auf unsere Teilnehmer. Profiling ist ein richtig packender Bereich meiner Arbeit und wirkt auch medial. Oft schon wurde ich als TV-Profilerin eingeladen, um Analysen zu erstellen von Putin, Obama über Merkel, heimischen Volksvertretern und sogar Mördern, wie beispielsweise den norwegischen Attentäter Anders Breivik, die Eismörderin oder andere Personen des öffentlichen Interesses.

Wie beginnt und endet Dein Arbeitstag?

Ich stehe um sechs Uhr auf und kümmere mich darum, mein Kind schulfit zu machen. Von sieben bis zehn Uhr bin ich nur damit beschäftigt, meinen Blog zu schreiben und in sozialen Netzwerken wie Facebook & Co Marketingarbeit zu leisten, weil ich das niemand anderem überlassen möchte. Schließlich hab ich über die Jahre selbst gelernt, wie Meinungsbildung funktioniert und journalistisch bin ich ständig tätig. Neben dem Blog muss ich am Vormittag auch meine Fachkolumnen schreiben, je nachdem was ansteht. Diese drei Stunden Marketing sind ein essentieller Teil meiner Arbeit. Ab 10 Uhr geht es ins Training und um 18 Uhr zische ich nach Hause. Dann koche ich dem Kleinen ein Abendessen und mache mich mit ihm an die Hausaufgaben. Bis Mitternacht gehöre ich dann meinem Mann. Täglich kämpfe ich darum, doch noch knapp vor Mitternacht die Lichter zu löschen. Da bleibt nicht viel Schlaf.

"Unsere Unternehmensgeschichte ist auf mir als Person aufgebaut."

Was tust Du für Dich und Deinen Geist?

Mal ist es ein Vortrag auf Englisch, den ich mit einem Native vorbereite, dann wieder kommt die Französischlehrerin. 2012 habe ich mein MBA nebenher mit Auszeichnung abgeschlossen. Aus meiner Abschlußarbeit ist schließlich mein aktueller Bestseller geworden: „Die Kommunikationsgesellschaft – Lackners Labor“. Und das ist auch mein gescheitestes Buch. Außerdem recherchiere ich viel und denke viel nach.

Worauf bist Du stolz?

Ojegerl. Problem! An mir ist im Elternhaus ausreichend viel kritisiert worden. Für Stolz war da nur selten Platz. Leider. Das ist einer der Punkte, an denen ich heute noch arbeite. Okay, ich versuche es: Ich bin stolz auf meine wunderschönen Kinder und die innigen Momente, die ich mit ihnen verbringe. Trotzdem meine Tochter (26) mittlerweile verheiratet ist und mein Kleiner (11) am Tor zur Pubertät steht, sind wir wirklich sehr eng miteinander verbunden. Meine Tochter arbeitet schon seit acht Jahren im Unternehmen mit mir zusammen. Auch das macht mich stolz. Ich hab das liebevoller hinbekommen, als meine altvorderen Fossile. (lacht)

Du vermarktest Deine Schule vor allem über Deine Person. Es gibt unzählige Bilder von Dir im Büro, in den Medien, in den sozialen Netzwerken. Braucht man diesen Selbstdarstellungswillen für den Job?

Meine Mutter meint immer, ich müsste zum Therapeuten, weil sie die Arbeit nicht erkennt, die in meiner Unternehmensführung steckt. Stattdessen hält sie unsere PR für puren Narzissmus. Mein Vater hingegen ist Universitätsprofessor für Wirtschaft und Recht. Dementsprechend versteht er PR-Agenden besser und lobt, was ich leiste. Wie wohltuend! Auf andere wirkt es hingegen wie auf meine Mutter. Man kommt da rein ins Büro und sieht mich dreimal. Ich verkaufe die Trainings ausschließlich über mein Gesicht. Das ist nämlich unser Logo! Unsere Unternehmensgeschichte ist auf mir als Person aufgebaut. So wichtig für mich jeder einzelne Trainer ist – unsere Kunden kommen letztlich meinetwegen. Sollte mir einmal was passieren, wird es hart für die Schule. Denn: Narzissten und Narzissen, beide verblühen. (lacht)

Ich danke für das Gespräch.