23.5. - 26.8.: Karl Schwanzer in St. Pölten

einstürzende Neubauten

Massiv, kolossal, brutal und 54 Meter hoch. So ragte einst der St. Pöltner WIFI-Turm in der knapp 50.000 Einwohnerstadt in die Höhe, bis er kurz vor der Jahrtausendwende abgetragen wurde. Die Ausstellung „Gebaute Zukunft – Karl Schwanzer und St. Pölten“ zeigt von 23.5. bis 26.8. im Stadtmuseum St. Pölten ein Stück jüngere Architekturgeschichte der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Die Schau setzt den österreichischen Architekten und Beton-Liebhaber Karl Schwanzer, der 2018 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, in ihr Zentrum.

Von Montreal bis Wien, von München bis Brasilia: Karl Schwanzers Werke gelten als Ikonen der österreichischen Architektur. Den Charakter-Bauten liegt eine je nach Anforderung höchst individuelle Formensprache zugrunde. Auch der St. Pöltner WIFI-Turm war in diesem Sinn einzigartig. Karl Schwanzer schätzte besonders die plastischen Qualitäten des „gegossenen Steins“.

Den Turm erschuf er gleichsam als Wohnskulptur, 1999 wurde dieser allerdings nach langer Diskussion abgebrochen. „Genauso wie der Bildhauer unter Verwendung negativer Form das Bildwerk schafft, macht die Betontechnologie unserer Epoche es fast unbegrenzt möglich, Plastik und Bauwerk in einer Einheit zu schaffen.“, schrieb Schwanzer über das WIFI St. Pölten im Jahr 1972.

Als umstritten gilt Karl Schwanzers NSDAP-Vergangenheit, denn 1938 fragte der damalige Student um die Mitgliedschaft in der Partei an. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er in der kommunalen Verwaltung des Reichspräsidenten im besetzten Katowice (Oberschlesien). 1941 wurde er zum Dienst in der Luftwaffe einberufen, jedoch bald wieder aufgrund einer Erkrankung nach Wien versetzt, woraufhin er kurz darauf im Jahr 1942 an der Technischen Hochschule promovierte.

Die Schau „Gebaute Zukunft – Karl Schwanzer und St. Pölten“ kann noch noch bis zum 28. August im Stadtmuseum St. Pölten besucht werden – perfekt für einen Sommerausflug!